Page 18 - denkmalMAGAZIN | Ausgabe 3/2019
P. 18

und  als  geistiger  Kopf  des  Studentendorf-Projektes  gilt,
       orientierte sich daher zunächst an skandinavischen, amerika-
       nischen und israelischen Wohnhaus- und Kibbuz-Entwürfen.
       Mit dem Studentendorf Schlachtensee ist der Architektenge-
       meinschaft  Fehling,  Gogel  &  Pfankuch  ein  Meisterstück
       gelungen, haben sie doch im Studentendorf sprichwörtlich
       Demokratie gebaut. Allerdings haben sich seit der Inbetrieb-
       nahme der Wohnanlage 1959 aufgrund der Bauausführung
       auch Klagen der Bewohner über undichte Fenster und Dächer,
       schlechtes Raumklima, zu kleine Küchen, schmale Flure sowie
       Bevormundung eingestellt, so dass das Kollegienhausprinzip
       im  Zuge  der  studentischen  Emanzipationsbewegung  Ende
       der 1960er-Jahre rasch für tot erklärt wurde.

       Kurze  Zeit  später  wurde  das  Wohngemeinschaftsprinzip
       programmatisch verkündet und das Büro Kraemer, Pfennig &
       Sieverts mit der Errichtung von zwei monolithischen, fünfge-
       schossigen  Experimental-Doppelwohnblöcken  im  Studen-
       tendorf  beauftragt.  Die  Wohngruppen  waren  hier  kleiner,
       sechs  Menschen  teilen  sich  Wohnung  und  große  Gemein-
       schaftsküche. Die Grundrisse auf der Etage sind flexibel und
       können  der  Gruppengröße  angepasst  werden.  Auch  eine
       Etagenwohnung wäre denkbar, wurde jedoch nie realisiert.
       Die Häuser sind seit 1977 ununterbrochen "in Betrieb" und
       werden ab Herbst 2019 durch das Büro Muck Petzet Archi-
       tekten grundlegend erneuert. Hierbei bleiben die wesentlichen
       Gestaltungselemente des ursprünglichen Entwurfs erhalten.
       Die vier Blöcke sind nicht Teil des Denkmalensembles.
       Nicht weniger als 35 Millionen Euro werden durch die Studen-
       tendorf  Schlachtensee  eG  verbaut  sein,  wenn  die  2006
       begonnene  Erneuerung  des  Studentendorfs  2024  abge-
       schlossen  sein  wird.  Die  Genossenschaft  hat  das  Studen-
       tendorf 2003 nach einem jahrelangen und spannungsreichen
       Anti-Abrisskampf erworben. Inwischen leben hier wieder mehr
       als  930  Menschen  aus  weit  über  einhundert  Nationen  in
       gegenseitiger Achtung und Respekt mit- und füreinander.



       13
   13   14   15   16   17   18   19   20   21   22   23